Foto: v.l.n.r. Bürgermeisterin Angela Stähler, Hiltrud Hadassah Geburek (Jüdische Vorsitzende der CJZ), Pfarrer Martin Mustroph (Evangelischer Vorsitzender der CJZ) © R. Halberstadt.
Am 13. Dezember 1941 ereignete sich eines der dunkelsten Kapitel der münsterischen Stadtgeschichte: 390 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem Münsterland wurden in das „Reichsjuden-Ghetto“ nach Riga verschleppt. Nur wenige überlebten die Jahre des Hungers, der Zwangsarbeit und des Terrors. Rund 100 Menschen waren am Sonntag der Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. (CJZ) gefolgt, um am Ort des ehemaligen „Gertrudenhofes“, des Sammellagers in Münster, der Deportierten zu gedenken.
Bürgermeisterin Angela Stähler betonte in ihrer Ansprache, dass die Deportation als letzter Akt einer schrittweisen Entrechtung und Entmenschlichung keine Unbekannten traf: „Sie waren Nachbarn, Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Sie gehörten zu unserer Stadt, unserer Geschichte und unserem Leben.“
Pfarrer Martin Mustroph, der evangelische Vorsitzende der CJZ, fand auf die Frage nach dem Grund für die abscheulichen Verbrechen an Juden in der Zeit des Nationalsozialismus nur eine Antwort: „Millionen Menschen mussten sterben, nur weil sie Juden waren.“ Das größte Massaker an Juden seit der Shoah am 7. Oktober 2023 zeige die von Hannah Arendt konstatierte „Banalität des Bösen“ in der Gegenwart. Trotz des unsäglichen Leids in Gaza und im Libanon fänden – so Mustroph – alle Diskussionen dort ein Ende, wo es um das Existenzrecht Israels gehe. Pfarrer Mustroph schloss mit dem Appell: „Lassen wir nie wieder zu, weder in unserem Land noch weltweit, dass Menschen verfolgt und vertrieben, erniedrigt und ermordet werden – nur weil sie Juden sind.“
Die Gedenkveranstaltung schloss ab mit einem Vortrag von Prof. Dr. Andrea Löw, stellvertretende Leiterin des Zentrums für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte, im Geschichtsort Villa ten Hompel. Anhand von Briefen, Postkarten und Tagebüchern zeichnete sie den Weg der Deportierten nach Riga und die Geschehnisse dort aus der Sicht der Opfer in eindrücklichen Schilderungen nach. Es sei unsere Aufgabe – so Löw – die Geschichte der jüdischen Verfolgten an die Nachgeborenen weiterzugeben.
Den Text der Ansprache von Pfarrer Mustroph finden Sie hier…